Louis Hughes

"Zum Ersten, zum Zweiten und verkauft", erhielt Edward McGee bei einer Auktion im 19. Jahrhundert für 380 Dollar den Zuschlag. Allerdings erwarb der angesehene Baumwollplantagenbesitzer nicht etwa eine neue Maschine oder ein Nutztier - er ersteigerte einen Menschen. Ein alltägliches Ereignis in einer Zeit, in der die Sklaverei insbesondere in den USA allgegenwärtig war. Durch den Kauf wurde auch der gebürtige Amerikaner Louis Hughes zum Opfer dieser grausamen Ausbeutung. Seine Erlebnisse hielt er in seiner Biografie „Thirty Years a Slave“ fest, die mittlerweile auch in einer deutschsprachigen Version erhältlich ist.

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Ein Mensch als Geburtstagsgeschenk

McGee betitelte Louis Hughes nach kurzer Begutachtung als „right smart n***“. So glaubte er, das ideale Geburtstagsgeschenk für seine Frau gefunden zu haben. Wie viele der US-amerikanischen Sklaven wurde auch Hughes zum Ernten und Verarbeiten von Baumwolle eingesetzt – eine Tätigkeit, der man nachweislich bereits 5.000 Jahre vor Christus nachging. Auch heute besitzt die Baumwollbranche noch einen hohen Stellenwert. Während in diesem Bereich mittlerweile weitestgehend humane Arbeitsbedingungen herrschen, wurden Sklaven wie Louis Hughes im 19. Jahrhundert auf grausamste Art und Weise ausgebeutet.

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Industrielle Revolution als Katalysator der Sklaverei

Schon vor der industriellen Revolution war die Sklaverei in weiten Teilen der Welt und insbesondere in den Vereinigten Staaten gesellschaftlich anerkannt. Ihre Hochphase wurde jedoch erst durch die Erfindung diverser Maschinen eingeleitet. Ab 1793 kurbelte etwa die Egreniermaschine die Verarbeitung von Baumwollfasern an. In der Folge weitete man die Produktion aus und setzte immer mehr Sklaven auf den Feldern ein. Neben zwei Millionen ausgebeuteten Menschen, die Mitte des 19. Jahrhunderts auf mehr als 74.000 US-amerikanischen Baumwollplantagen arbeiten mussten, fiel auch Louis Hughes diesem Trend zum Opfer.

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Kein Entkommen – gefangen in der Sklaverei

Die Sklaven des 19. Jahrhunderts litten unter unvorstellbaren Lebens- und Arbeitsbedingungen. Unterernährung und unzureichende Hygiene waren nur einige der Missstände, die auf den Baumwollplantagen herrschten. „In manchen Wochen wurde ich für nichts geschlagen“, beschrieb Louis Hughes die willkürlichen Misshandlungen, denen er ständig ausgesetzt war. Um dem Grauen zu entkommen, versuchten viele der Ausgebeuteten zu fliehen. So unternahm auch Louis Hughes mehrere Fluchtversuche – zunächst scheiterten sie alle. Zur Bestrafung wurde er brutal ausgepeitscht. Die Narben zeichneten ihn für den Rest seines Lebens.

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Aufklärende Einblicke als Gegenmaßnahme der Verdrängung

Erst im Juni 1865 gelang es Louis Hughes, der Sklaverei zu entkommen. Er floh gemeinsam mit seiner Frau Matilda, mit der er sich schließlich in Milwaukee niederließ. Dort hielt er seine Erlebnisse in beeindruckend detaillierter Tiefe in „Thirty Years a Slave“ fest. Zwischen Beschönigung und Verdrängung wird heute über die Sklaverei häufig äußerst distanziert berichtet. Die Biografie von Louis Hughes gibt die Ereignisse dagegen ungeschönt und aus Sicht der Opfer wieder. Aus diesem Grund gilt sie als eines der authentischsten und wegweisenden Werke zum historischen Verständnis der Sklaverei und ihrer Auswirkungen während des 19. Jahrhunderts.

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